Straßenmusikant

Manchmal sind es die ganz kleinen Geschichten des Alltags, die zeigen: Auch in Krisenzeiten - etwa wegen Corona - sind positive Erlebnisse möglich.

Morgengedanken 14.8.2020 zum Nachhören (bis 13.8.2021):

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Sie fährt gern allabendlich mit ihrem Liegedreirad in das Stadtzentrum und hört den Straßenmusikanten zu. Sie setzt die Tour auch fort, als das Zentrum still ist. Nur wenige Passanten gehen schnell weiter. Einmal hört sie neue Töne, sichere Gitarrenriffs und eine kräftige Stimme dazu.

Karl Schiefermair
ist Oberkirchenrat der evangelisch-lutherischen Kirche und Theologe

Lächeln in der Welt

Sie kommt über die Straße ins Gespräch mit dem fremden Musiker. Und beim Weiterfahren möchte sie etwas Geld in den Gitarrenkoffer legen. In ihrem Geldbeutel sind nur noch 10 Cent-Stücke und ein 20 Euro Schein. Was tun? Wechseln gehen in ein Geschäft? Nein, mit ihren 84 Jahren und Zugehörigkeit zu einer sogenannten Hochrisikogruppe will sie in kein Geschäft. Und einfach weiterfahren geht nicht. Kann man 20 Euro geben?

Einmal rechts, einmal links geschaut, über die Straße, dann die 20 Euro in den Koffer. Der Musiker kann es nicht glauben, da ist sie schon weg. Sie erlebt eine Freude in sich. Er auch? Noch ist das Lächeln in der Welt.