Mit Abstand

Von den Behörden verordneter Abstand und eingeschränkte Kontakte zu Mitmenschen – das hat gerade vielen Seniorenheimbewohnern in den letzten Monaten zu schaffen gemacht.

Morgengedanken 18.8.2020 zum Nachhören (bis 17.8.2021):

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Zahlreiche Menschen wurden in den letzten Monaten in die sogenannte häusliche Quarantäne geschickt zum Selbst- und Fremdschutz. In den ausgestellten Bescheiden wurde darauf hingewiesen, das häusliche Umfeld nicht zu verlassen und soziale Kontakte zu vermeiden.

Jörg Fuhrmann
ist Seniorenheimleiter und Trauerbegleiter in St. Johann im Pongau in Salzburg

Geliebtes wieder schätzen

Eine vorgeschriebene Auszeit vom gesellschaftlichen Leben sozusagen. Viele berichteten dann vom Phänomen des Lagerkollers. Während meiner Zeit im Kloster durfte ich als Mönch oft Auszeiten nehmen in der Form von Exerzitien, Tagen der Stille und Meditationstagen. Diese waren wie das tägliche Chorgebet festgelegte kurze und längere Auszeiten im Alltag des Klosterlebens. Im heuten Berufs- und Alltagsleben unserer Gesellschaft und Zeit, ist es oft schwer eine Auszeit zu nehmen, da Leistung und Gewinnorientierung unser Leben bestimmen. Die letzten Wochen haben mir gezeigt, dass Auszeiten wichtig sind im Alltag und im Leben und Abstand nicht nur negativ zu sehen ist. Auszeiten helfen, Dinge wieder neu zu betrachten, mit zunehmendem Abstand wird der Blickwinkel größer, Perspektiven weiter und Zugänge leichter.

Als wir vor einigen Wochen den Haupteingang unseres Pflegeheimes wieder öffneten für Besucher und Angehörige wurde mir sehr bewusst, dass die Zeit des Abstandes und die Auszeit für soziale Kontakte alle massiv gefordert hatte, jedoch half sie uns auch von neuem, Geliebtes wieder zu schätzen, sei es ein nahestehender Mensch, ein Spaziergang im Garten oder ein Besuch im Kaffeehaus unseres Hauses. Auszeiten im Alltag und Zeit für sich selber. Ich wünsche Ihnen Mut zum Abstand und neue Blickwinkel auf das Wesentliche im Leben.